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Einige Gedanken

Die Hausorgel Reinhardt ist als Übungsorgel ausgelegt und verfügt über zwei Manuale und ein Pedal. Um auf jeder Klaviatur mindestens ein Grundregister spielen zu können, wurden drei 8'-Register disponiert: Gedeckt 8', Rohrflöte 8' und Principal 8'. Das würde zum reinen Üben bereits ausreichen. Doch sollte auch eine weiter gehende Gestaltung verschiedener Stücke ermöglicht werden, z. B. das Hervorheben einer Melodie in der linken oder rechten Hand, das Spielen mit einem Plenum inklusive Begleitung im Pedal und Echo auf einem Nebenwerk und anderes. Hierzu wurde dem Mindestbestand je ein Register aus der 4' und 2'-Lage hinzugegeben. Weitere Register sind bei einer Übeorgel Beiwerk ("nice-to-have"), jedoch nicht unbedingt notwendig. Zungenstimmen wurden bei dieser Registeranzahl (5) noch nicht in Erwägung gezogen, wären aber bei einer weiteren Vergrößerung der Disposition neben einem zweiten Vierfuß für den Erbauer erste Wahl. Ein gelungenes Beispiel für eine Zungenstimme ist die Regaloboe 8' der Hausorgel Fräulin in doppelt konischer Bauweise des Bechers und aufgeworfenen Stimmdeckeln.

Disposition

Manuale C-g''' mit Wechselschleife
Gedeckt 8'
Holzprincipal 4'
Octave 2'
Rohrflöte 8'
Pedal C-f'
Principal 8'

Zu den Registern

Die Querschnittsmensuren der drei Register Gedeckt 8', Holzprincipal 4' und Octave 2' liegen in einer Linie, damit die Voraussetzungen für die klangliche Verschmelzung dieser Register gut sind. Weiterhin ist die Gesamtlinie zum Diskant hin schwach ansteigend angelegt. So wird eine Betonung des Diskants erreicht. Zusammengezogen ergeben diese drei Register das Plenum der Orgel.

Das Gedeckt 8' erhält eine Intonation, die einen deutlichen Vorläuferton hören lässt ohne jedoch zu übertreiben ("duuu"). Zusammen mit dem Holzprincipal 4' entsteht ein Klang ähnlich einem einzeln gespielten, vokal klingenden Prinzipal. Die Bauweise in Holz nimmt dem 4'-Register Schärfe und lässt es beim solistischen Spiel angenehm klingen. Die Octave 2' dient als Klangkrone und wird vermutlich das am wenigsten benutzte Register sein. Sie steht sowohl im oberen Prospekt (Basslade) als auch im durchbrochenen Fuß der Orgel (Diskantlade) auf der vordersten Schleife und erhält damit eine klanglich dominierende Rolle, die aber durch die Anordnung der hohen Pfeifen unter der Klaviatur statt wie sonst üblich auf Ohrenhöhe des Spielers aufgefangen wird. Die Gedecktpfeifen in den Seitentürmen sprechen nach innen und haben außen Blindlabien.

Das Register Rohrflöte 8' hat im Vergleich zum Gedeckt 8' eine im Bass engere und im Diskant weitere Mensur. Der Kreuzungspunkt der Mensurlinien von Gedeckt und Rohrflöte liegt nahe dem Teilungspunkt der Klaviatur (c/cis). Die Rohrflöte soll solistisch gespielt sich selbst begleiten können, der Bass die Melodielage nicht verdecken. Sie ist von E bis H in gedeckter Bauweise aus Metall, ab c° komplett bis g³ mit Röhrchen, die aus Platzgründen innen angelötet wurden. Ihre Mensur orientiert sich am Vorbild der Orgel von Hagerbeer-Duytschot in Alkmaar aus dem Jahre 1646. Die Ansprache wird ausgelegt auf einen schön singenden Charakter, ähnlich "puuuu".

Das Pedalregister ist aus Holz und gebaut als Principal 8' (siehe "Die Hausorgel", Heft 6, S.26ff), aber zusätzlich mit 15% Überlänge. Es muss als einziges nur im Pedal spielbares Register schnell ansprechen und darf im Klang durchaus prägnant sein, um einer Übeorgel gerecht zu werden. Für eine grundtönigere Orgelvariante mit weniger Beweglichkeit im Bass hätte ein gedeckter 16' gereicht, doch dieser spricht langsamer an. Ein gedeckter 8' kam nicht in Frage, da er im Manual bereits existiert und sich bei Bedarf ins Pedal koppeln lässt. Es fand sich, dass die Überlänge einen obertönigeren Klang ergibt als der bei Pfeifen, die bereits oberhalb des Stimmschlitzes abgeschnitten sind. Die Ansprache hört sich wie ein volltöniges "bon" an.

Ein herzlicher Dank gilt John Boersma für seine umfangreiche Hilfe bei der Mensurierung!

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